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23.06. - 22.07. 2012

Fabian Reimann - Der lange Weg nach Eschnapur


In Fabian Reimanns Ausstellung "Der lange Weg nach Eschnapur" kommen fiktive und faktische Elemente zu einem Raumessay über Kolonialisierung und Fortschrittsglauben zusammen: Mogli aus dem Dschungel, Tarzan und ein deutscher Ingenieur treffen sich im schnellsten Zug seiner Zeit, der nicht mehr als wenige Testfahrten absolvieren durfte, und spielen Dampfmaschinenmonopoly.

"Railway Rivals" - "Dampfross" in der deutschen Ausgabe, ist ein Spiel wie Monopoly, mit Bahnstrecken anstatt Straßen, die die Spieler erst legen und dann dafür abkassieren - auf Spielbrettern, die konkrete Landschaften abbilden.

In den 1970er entwickelte der Lehrer David Watts dieses Gesellschaftsspiel. Das erste Spielbrett zeugte seine Heimat England in hexagonalem Raster. Dannach wurde ganz Großbritannien kartiert. So wie im 19. Jahrhundert Industrialisierung und Kolonialisierung eine kongenial beschleunigte Entwicklung erfuhren ging es mit dem Erfolg dieses Spiels voran. Weitere Kontinente wurden zu Spielbrettern der Eisenbahnunternehmen.

Ein Abbild der Indien-Ausgabe von "Railway Rivals" und andere - konkrete oder hypothetische - Elemente bilden einen Raumessay in Fabian Reimanns Ausstellung: Zu sehen sind ein Auszug aus dem vermutlich bekanntesten aus Rudyard Kiplings "Djungelbüchern". Die Geschichte vom Kinde Mogli, die in Fritz Langs zweiteiliger Indientrilogie adaptiert wurde. Im Victoria and Albert-Museum befindet sich ein Artefakt, gefunden in den Blauen Büchern, einer etwas didaktischen Publikationsreihe zur Weltkunst. 2007 wurde der deutsch-indische Propaganda- zug "Science Express" eingeweiht, der nun durch Indien fährt und die Errungenschaften modernster Technik und grundlegender Wissenschaften vermittelt.

Nie in die Ferne gereist ist Edgar Rice Burroughs, dessen Adaption der Geschichte vom Findelkind in der Wildnis als Tarzan-Saga den bis dahin mäßig erfolgreichen Autor von Science Fiction-Romanen weltberühmt und reich machte. Die Arbeit YELL nimmt die Copyright-Frage um Tarzans Schrei in den Fokus.

Im letzten Raum der Ausstellung wird wieder die Idee vom Fortschrittsgeist und der Eisenbahn aufgegriffen. 1931 hatten deutsche Luftschiffingenieure den schnellsten Zug ihrer Zeit fertig gestellt, der nicht mehr als wenige Testfahrten absolvierte. Vom Schienenzeppelin aus Hannover berichtet ein Stummfilm in Standbildern.
Die Textelemente sind dem 1933 erschienen propagandistischen Buch "Männer deutscher Tat" entnommen. Der Schienenzeppelin wurde 1939 verschrottet.




Installationsansicht








"Map of India" (2012)
Sepia auf Papier, Holz, Stahl, Lack, Glas
180 x 100 x 85 cm




"Kipling" (2012)
Injektprint, gerahmt
19 x 25 cm




"Lang" (2012)
Injektprint, gerahmt
19 x 25 cm




"PM Merkel" (2012)
Injektprint, gerahmt
19 x 25 cm




"Blaue Bücher" (2012)
Injektprint, gerahmt
19 x 25 cm,
zur Vergrösserung bitte Bild klicken.










"YELL" (2011)
fine art Pigment print, gerahmt
27,5 x 37,5 cm
zur Vergrösserung bitte Bild klicken.














"Schienenzeppelin" (2012)
Dia-Installation


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